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Seltsame Mode

Warum hat man früher weiße Perücken getragen?

25:44 Minuten
Richter in Robe und mit weißer Perücke stehen am 1. Oktober 2021 zur Eröffnung des neuen Gerichtsjahres vor Westminster Abbey in London.
Sieht aus wie Karneval, ist aber hochwürdige Juristerei: Richter vor Westminster Abbey in London. © picture alliance / ZumaPress
Mit Fabian und Thandi · 30.11.2021
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Ein weißer Mopp auf dem Kopp ist jetzt nicht gerade ein Zeichen von Würde. Erst recht, wenn das Ding nie gewaschen wird und voller Flöhe ist. Es gab einmal eine Zeit, da waren genau solche Perücken aber total angesagt. Die Frage ist nur: Warum?
Wer es sich leisten kann, trägt falsches Haar. Das galt schon für die alten Ägypter. Frauen und Männer der höheren Gesellschaft trugen schwarze Perücken und die Schönheitsindustrie boomte. Die alten Griechen standen eher auf blond und es gab sogar ein Gesetz, das unordentlich frisierte Frauen zu einer Geldstrafe verdonnerte. Also machte frau es sich leicht und setzte eine Perücke auf.
Im Mittelalter herrschte dann eigentlich jeden Tag Bad-Hair-Day. Hauben und Hüte verdeckten die Fransen. 1650 bekamen die Perücken ihren großen Auftritt. Der Trendsetter hieß König Ludwig XIII. Der hatte extrem schütteres Haar, wollte aber aussehen wie ein Löwe. Also ließ er sich kurzerhand eine wallende Lockenpracht machen. Wozu ist man schließlich König?

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Als dann der andere Ludwig, der Sonnenkönig, auch noch zur Perücke griff, gab es endgültig kein Halten mehr unter den Adligen. Die Perücken sollten kahle Stellen verdecken und waren oft grau oder weiß gepudert. Damit wollte man sich als Teil der Oberschicht zu erkennen geben und Macht und Würde demonstrieren. Dabei hatte das mit Würde im heutigen Sinne gar nichts zu tun. Die Dinger wurden nie gewaschen, geschweige denn der Kopf darunter. Es gab sogar Kratzhaken gegen den Juckreiz und Porzellan-Eier als Flohfallen in der Turmfrisur.

Jawohl, Eure Muffigkeit

Noch heute tragen Menschen als Zeichen von Würde weiße Perücken. Richterinnen und Richter im Vereinigten Königreich zum Beispiel. Berichten zufolge werden die Dinger dort gern gebraucht gekauft. Einmal, weil die echt teuer sind. Und dann, weil die sichtbar benutzte Perücke so wirkt, als sei ihre Trägerin oder ihr Träger irre erfahren. Manche sollen aus diesem Grund ihre nagelneuen Modelle sogar vor dem ersten Gebrauch als Wischmopp nutzen. Da schließt sich der Kreis.
Natürlich gibt es noch viele weitere Gründe, Perücken zu tragen. Längst gibt es verschiedenste Farben und Modelle aus den unterschiedlichsten Materialien: von Menschenhaar über Ross- und Ziegenhaar bis hin zu Hanf. Übrigens: Wir hatten ja auch mal einen König, König Friedrich I. von Preußen. Der trug auch gern Perücke und war zudem öfter mal knapp bei Kasse. Also hat er einfach eine Perückensteuer eingeführt. Alle mit falschem Haar auf dem Kopf sollten in die Staatskasse löhnen. Woher er wissen konnte, ob die Haare echt oder falsch waren? Dies und mehr erfahrt ihr im Podcast.

Moderation: Fabian Schmitz und Thandi
Autorin: Kati Obermann
Redaktion: Jule Eikmann
Onlinefassung: Laura Lucas