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Vor genau 100 Jahren bekamen Frauen das Wahlrecht

Meine Damen und Herren Abgeordneten ...

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Demonstration für das Frauenwahlrecht am 12. Mai 1912 in Berlin, digital koloriertes Foto der Gebrüder Haeckel
Es bedurfter vieler Frauen, die auf die Straße gingen und ihre Rechte einforderten, bis Frauen endlich das Wahlrecht erhielten. © picture alliance/akg-images
Von Kristine Kretschmer · 12.11.2018
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Deutschland im Jahr 2018: Kanzlerin Angela Merkel – eine Frau. Frauen stellen Ministerinnen und sitzen im Parlament, machen Politik. Doch war das nicht immer so, ihre politischen Rechte mussten sich die Frauen hart erkämpfen.
Der Weg zum Wahlrecht für Frauen war lang. Weder waren Frauen in der ersten deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche im Jahr 1848 zugelassen, noch gab es weibliche Abgeordnete im späteren Kaiserreich.
Frauen hatten seinerzeit kein Wahrecht, durften nicht selbst wählen noch gewählt werden. Was für uns heute unvorstellbar ist, war damals normal. Frauen besaßen auch kein Recht auf Erwerbstätigkeit oder persönlichen Besitz, sie waren von ihren Ehemännern, oder falls unverheiratet, von ihren Vätern abhängig.
"Die Menschenrechte haben kein Geschlecht", befand hingegten Hedwig Dorn, eine der bekanntesten Frauenrechtlerinnen der damaligen Zeit. Sie forderte, dass sich die Frauen aus ihrer Rechtlosigkeit befreien müssten und an der politischen Macht beteiligen sollten.
Doch bis die Frauen dies endlich erreicht hatten, das sollte dauern. Erst nachdem im Jahre 1918 der militärische Zusammenbruch des Kaiserreichs klar wurde, die Matrosen in Kiel revoltierten, die Monarchie gestürzt worden war und der neue Rat der Volksbeauftragten seinen Aufruf "An das deutsche Volk" vorgestellt hatte, wussten die Frauen, sie hatten gesiegt. In dem nun vorgestellten Regierungsprogramm war das Wahlrecht für Frauen ein fester Bestandteil. Frauen durften ab sofort wählen und gewählt werden.
"Meine Damen und Herren, auch wenn ich als Frau zu ihnen spreche, so hoffe ich doch, dass recht viele Männer auf meine Worte achten werden." Als im neuen deutschen Parlament die frisch gewählte SPD-Abgeordnete Marie Juchacz ihre Rede mit diesen Worten eröffnete, lachten viele der männlichen Abgeordneten, doch gleichzeitg wurde ihnen ein für alle mal klar, dass die Männer zwar immer noch im Parlament in der Überzahl waren, doch sie nicht mehr länger unter sich sind.
Seitdem gilt, ob bei der Klassensprecher- oder Landtags- oder Bundestagswahl, Mädchen haben genau die gleichen Rechte wie Jungen.
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