Viel Spaß
    Lesetipps

    Kakadu auf der Buchmesse

    Kinder blättern in einem Kinderzimmer in Leipzig in Kinderbüchern.
    Ein Mädchen wünscht sich in "Kind zu verschenken!" neue Eltern - davon und noch viel mehr erzählen die neuen Bücher. © picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt
    Von Karin Hahn · 22.10.2023
    Auf der Buchmesse werden jedes Jahr viele neue Kinder- und Jugendbücher präsentiert. Kakadu stellt Euch ein paar besonders interessante Bücher vor.
    Jedes Jahr erscheinen so viel neue Bücher. Unsere Kakadu - Buchexpertin Karin Hahn hat für Euch die interessantesten Neuerscheinungen zusammengestellt:

    Radieschen von unten - Das bunte Buch über den Tod für neugierige Kinder
    von Katharina von der Gathen und Anke Kuhl

    Das Sachbuch über den Tod fällt allein schon durch seinen respektlosen Titel auf: "Radieschen von unten" und der Untertitel heißt "Das bunte Buch über den Tod für neugierige Kinder". Es geht ums Sterben, Beerdigen und Trauern. Warum sterben Menschen und Tiere? Was passiert mit ihnen, wenn sie tot sind? Wer kümmert sich um die Toten? Wie verläuft eine Beerdigung? Was für Friedhöfe gibt es?
    Und so ernst wie alles klingt, kann man auch ab und zu schmunzeln, besonders dann, wenn Witze erzählt werden.
    Fragt das Dinosaurierkind: „Mama, wo komm ich hin, wenn ich sterbe? In den Himmel oder in die Hölle?“ Und Mama antwortet: “Keins von beidem, mein Kleiner. Du kommst ins Museum.“ In kurzen Interviews erzählen in diesem Buch auch ein Altenpfleger, ein Arzt, ein Bestatter, eine Pfarrerin, ein Friedhofsgärtner aber auch eine Sterbe- und Trauerbegleiterin von ihrer Arbeit.
    Das ist ein Buch für Kinder von neun bis zehn Jahren. Wenn Eltern, aber auch Kinder über das Sterben und den Tod sprechen möchte, weil vielleicht ein naher Verwandter oder ein geliebtes Haustier gestorben sind, dann ist dieses Sachbuch genau richtig.
    „Radischen von unten – Das bunte Buch über den Tod für neugierige Kinder“ hat Katharina von der Gathen geschrieben. Die Bilder im Buch sind von Anke Kuhl, der Klett Kinderbuchverlag empfiehlt es für Kinder ab 9 Jahren und es kostet 22 Euro.

    Kind zu verschenken!
    von Hiroshi Ito

    In dieser Geschichte setzt sich ein kleines Mädchen in einen leeren Bananenkarton an den Straßenrand und schreibt in seiner allerbesten Schrift auf die Kiste: Kind zu verschenken! Das ist schon eine verrückte Idee, doch für das Mädchen die einzige Möglichkeit zu protestieren. Seit Neuestem zieht ihr kleiner, schreiender und kackender Bruder alle Aufmerksamkeit der Mutter auf sich. Das Mädchen kann machen, was es will, immer steht das neue, für sie so völlig uninteressante Baby im Mittelpunkt. Dieses schreckliche Gefühl, nicht mehr so wichtig zu sein, kennen sicher viele Kinder, die bisher das Ein und Alles ihrer Eltern waren. Und nun ist da Konkurrenz und die Eifersucht riesengroß. Konsequent und einfallsreich zieht dieses kleine Mädchen seinen Auszug aus der Familie durch und gibt sich seinen Fantasien von den perfekten Eltern hin.
    Bald ist es nicht mehr allein und die Geschichte wird plötzlich märchenhaft, denn Tiere gesellen sich zu dem Kind, die sprechen können. Ein Hund, eine schmutzige Katze und eine Schildkröte sitzen ebenfalls im Karton und finden zu ihrer Überraschung ziemlich schnell ein neues Zuhause. Doch das Mädchen bleibt mit seinen Vorstellungen von einer wunderbaren Familie, die sich nur um sie kümmert und seinem heftigen Groll allein zurück. Dass die Eltern sich vielleicht auf die Suche nach ihrem Kind machen könnten, auf diese Idee kommt das Mädchen gar nicht.
    Auf jeder Seite dieses Buches zeigt der japanische Autor und Illustrator Hiroshi Ito mit nur wenigen schwarzen und roten Strichen auf weißem Untergrund, wie es dem Mädchen wirklich geht und was es denkt. Dieses Buch ist für Kinder ab sechs Jahren geeignet, die ein Geschwisterchen haben und sich erinnern, wie die erste Zeit mit dem Familienzuwachs war oder auch ein Brüderchen oder Schwesterchen bekommen. Mit den Eltern können sie das Buch gemeinsam ansehen, lesen und auch darüber sprechen, dass es vielleicht auch gut sein kann, wenn die Familie größer wird.
    „Kind zu verschenken“ hat Hiroshi Ito geschrieben und die Bilder im Buch wurden von Ursula Gräfe gezeichnet. Es ist im Moritz-Verlag erschienen und für Kinder ab 6 Jahren. „Kind zu verschenken“ kostet 14 Euro.

    Die schlimmsten Eltern der Welt
    Von David Walliams und Tony Ross

    Wer glaubt, dass er peinliche Eltern hat, der sollte unbedingt das neue Kinderbuch von David Walliams „Die schlimmsten Eltern der Welt“ lesen, denn die Väter und Mütter in diesen Geschichten überrunden eure vermutlich eigentlich harmlosen Eltern mühelos. Sie verteilen keine Sabberküsse in aller Öffentlichkeit oder sprechen ihre Kinder vor allen Mitschülern mit völlig idiotischen Kosenamen an. Es kommt viel, viel schrecklicher, denn diese Eltern benehmen sich total daneben. Da ist Peter Puh, ein Vater, mit dem sich seine Tochter nirgendwo sehen lassen kann. Bei jedem Wetter trägt er Sandalen, damit alle Leute seine „stinkgigantischen“ Füße sehen und vor allem riechen können. Der Bücherwurm Otto, der sowieso schon ein Außenseiter ist, hat eine Mutter, die am Gymnasium bald seine Klassenlehrerin sein wird und sich diebisch darauf freut, mit ihm gemeinsam die Schulpause zu verbringen. Und dann ist da ein Vater, der trickst und lügt, dass sich die Balken biegen, nur weil er sich in keiner Schlange anstellen will. Absolut schlimm ist der kindische Vater, der die Geschenke seiner Söhne, ob Geburtstag oder Weihnachten, einfach für sich behält, um damit zu spielen.
    Gleich zehn Mütter und Väter werden mit ihren Kindern in rasant erzählte, absolut schräge Geschichten verwickelt, aus denen die Eltern dank ihrer vernünftigen Söhne und Töchter, die wirklich die Nase gestrichen voll haben, einem Wunder gleich, ein bisschen schlauer herauskommen. Was die verhaltensauffälligen Eltern auch Unmögliches veranstalten, eigentlich wollen sie auf ihre ganz eigene Art nur das Beste. Da wird mit den gesammelten Werken von Charles Dickens geworfen, es wird geflucht, gebrüllt, schamlos geprahlt, ekliger Käse für ein feines Essen von den Füßen geschabt und letztendlich suchen alle verzweifelt in diesen Geschichten nach einem Ausweg, um das katastrophale Chaos rund um die verrückten Eltern zu stoppen. Dieses Buch ist für alle ab acht Jahren gedacht, die Lust haben, ihre Zeit mit noch peinlicheren Eltern als ihren eigenen zu verbringen. Wie immer toppen den turbulenten Wirrwarr von David Walliams die witzigen Zeichnungen des scheinbar unsterblichen, wie genialen Tony Ross.
    „Die schlimmsten Eltern der Welt“ erscheint beim Rowohlt Verlag und kostet 16,00 Euro.

    Mischka
    Von Edvard van de Vendel und Anoush Elman

    In dem Kinderbuch „Mischka“ erzählt uns das Mädchen Raya aus ihrem Leben. Sie musste mit ihrer Familie aus dem fernen Afghanistan in die Niederlande fliehen, da war sie gerade mal vier Jahre alt. Die heute Neunjährige kann sich kaum an etwas erinnern. Als sie nun endlich mit ihrer Familie nach einer sehr langen Wartezeit in ein Haus mit Garten ziehen kann, fühlt sie sich sicher. Zu ihrem Glück fehlt ihr nur noch ein Haustier. Etwas Kleines zum Streicheln soll es sein. Mit ihren Brüdern kauft sie ein weißes Zwergkaninchen. Eigentlich möchten Hamayun, Navid und Bashir lieber eine Schlange oder einen Komodowaran. Doch als das Zwergkaninchen Mischka da ist, lieben es alle heiß und innig. Mit Roya zusammen kann man nun sehr viel über das Zusammenleben mit einem Zwergkaninchen erfahren. Zu gern hüpft Mischka frei herum und mag es, wenn sich Roya und die Brüder vor ihm der Länge nach auf den Boden legen, als wäre er der König und sie die Diener.
    Roya verbringt viel Zeit mit ihrem Mischka und nach und nach bemerkt man beim Lesen, dass Mischka für das Mädchen zu einem wichtigen Vertrauten wird. Und das hat auch mit ihrer Flucht zu tun, die für sie so ganz im Dunklen liegt und weshalb Raya sich gar nicht traut, Fragen an die Familie zu stellen. Raya wird durch Mischka, eigentlich der Name für einen Bären, immer mutiger und kann so viele Gefühle zulassen, die sie sonst verdrängt hat. Sehr warmherzig ist die innige Beziehung Royas zu ihren drei älteren Brüdern, die ihre Schwester auf eine sehr liebevolle Art beschützen, ohne sie einzuengen. Gedacht ist dieses Buch für Kinder ab acht Jahren. Es ist ein Buch für alle, die vielleicht mehr über Kinder wissen möchten, die aus einem fernen Land zu uns gekommen sind und über vieles nicht sprechen können, was sie erlebt haben.
     „Mischka“ von Edvard van de Vendel und Anoush Elman ist im Thienemann Verlag aerschienen und es wird empfohlen für Leserinnen und Leser ab 8 Jahren. „Mischka“ kostet 15 Euro.

    Mucks Maus und Missjö Katz, Es kann nur einen geben!
    Von Isabel Abedi

    Mucks Maus wohnt mit seiner großen Liebe Mathilda in einem alten Bahnhof am Stadtrand von Hamburg. Hierher ziehen Baba, Papa und die Kinder Minou und Rajo. Natürlich ist Mucks nicht begeistert, auch wenn er sich künftig von allen möglichen Essensresten ernähren kann. Aber er muss sich verkriechen und auch Mathilda sucht eine Bleibe, doch ihr Versteck wird zur Todesfalle. Keiner von den neuen Mitbewohnern hat Mitleid, nur der stille Rajo kümmert sich liebevoll um die tote Maus und errichtet ihr einen kleinen Grabstein. Und so werden Mucks und Rajo Freunde, die sich wortlos verstehen. Zu dieser Gemeinschaft gesellt sich dann ein Kater, den alle Missjö Katz nennen. Mucks ist tierisch eifersüchtig auf Missjö und zugleich absolut hilflos, denn jeder falsche Schritt, so glaubt er, könnte sein Ende bedeuten. Dabei ahnt die Maus nicht, dass alles ganz anders kommt.
    In ihrem neuen Kinderbuch „Mucks Maus und Missjö Katz, Es kann nur einen geben!“ erzählt Isabel Abedi nicht die typische Geschichte kleine Maus siegt über große Katze erzählt. Sie dreht die Kräfteverhältnisse einfach um und zeigt nun, wie ein vermeintlich schwaches Tier, das sich plötzlich seinem Feind gegenüber stark und haushoch überlegen fühlt, so richtig fies verhält, seine Macht auskostet und einfach kein Mitgefühl entwickeln will. Wunderbar sind die feinen, wie schwungvollen Zeichnungen von Ina Hattenhauer, die offenbar viel Spaß beim Illustrieren der Tiere und Menschen hatte. Gedacht ist diese witzige Freundschaftsgeschichte für Kinder ab acht Jahren, die zum einen lustige Tiergeschichten mögen und zum anderen Ungerechtigkeit nicht ertragen und viel Mitleid mit geschundenen Tieren haben, ganz besonders mit Katzen.
    „Mucks Maus und Missjö Katz - Es kann nur einen geben!“ hat Isabel Abedi geschrieben. Die Bilder im Buch sind von Ina Hattenhauer. Veröffentlicht hat alles der Arena Verlag und das Buch kostet 12 Euro.

    Innerlich bin ich aus Lakritze
    Von Katja Ludwig

    In diesem Kinderbuch geht es um ein Geheimnis, denn niemand darf erfahren, was mit Lilou eigentlich los ist. Die Zwölfjährige schmeckt, riecht und sieht viel mehr als alle anderen Menschen und das ist für sie total stressig. Sie nennt es Mischimaschi und das heißt, manche Wörter, Buchstaben und Zahlen oder Stimmungen haben für sie eine bestimmte Farbe, einen ganz typischen Geruch oder Geschmack. Sie selbst fühlt sich an guten Tagen wie preußischblau, das ist ihre Lieblingsfarbe, mit einem Hauch von Lakritze. Ihre verhasste Mathelehrerin umweht immer eine Art Schwefelgeruch und ihr Opa ist oft mürrisch–grün und ihn umwabert ein holziger Geschmack. Leider hat Lilou kaum Kontakt zu ihrem Großvater, denn ihre Mutter hat sich mit ihm total zerstritten. Doch als dieser dann einen Unfall hat und sich beide Arme bricht, müssen Lilou und ihre Mutter helfen. Allerdings ist die Stimmung mehr als mies in der kleinen Wohnung von Lilou und ihrer Mutter, die wenig Geld hat, und in der sich nun der Opa ausbreitet. Lilou möchte genauso wie alle anderen sein und so versucht sie, sich ihr Leben zu erleichtern, indem sie Listen mit allen möglichen Zahlen, Buchstaben und passenden Farben aufschreibt. Und sie hat noch ein Problem, und das heißt Onno. Er ist für sie hellrot. Zu gern möchte sie mit Onno befreundet sein und ihn endlich mal ins Café ihrer Mutter einladen.
    Nur langsam gewöhnen sich der grummelige Großvater und seine Enkeltochter aneinander. Und auch Onno findet einen Platz in der Familie. Originell ist, wie Lilou ihren Alltag und alle Menschen um sich herum total fantasievoll mit Farben und den unterschiedlichsten Gerüchen beschreibt. Katja Ludwig erzählt von einem wirklich geplagten Mädchen, in dem manchmal die schwärzeste Salzlakritze explodiert, aber das sich nie unterkriegen lässt. Das Geheimnis, dass Lilou nur mit wenigen teilt, ist nicht ausgedacht. Es heißt Synästhesie. 
    „Innerlich bin ich aus Lakritze“ von Katja Ludwig mit Illustrationen von Ulrike Möltgen ist für Kinder ab 11 Jahren. Erschienen ist das Buch bei Woow Books, Zürich 2023 und kostet 14 Euro