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60 Jahre Gleichberechtigung

04:30 Minuten
Hellgrünes Schild einer Demonstrantin mit den aus einer Zeitung ausgeschnittenen und aufgeklebten Worten: "Gleiche Rechte für ALLE !"
Gleiche Rechte für Frauen und Männer - das Gleichberechtigungsgesetz hilft dabei. © imago stock&people
08.05.2017
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Papa kocht, Mama ist auf Dienstreise – in vielen Familien ist das heute keine Seltenheit. Auch, dass Mädchen ebenso wie Jungen eine Ausbildung machen oder studieren, kommt uns ganz selbstverständlich vor. Das war nicht immer so ...
Noch vor etwa 60 Jahren mussten Frauen ihren Ehemann um Erlaubnis fragen, wenn sie arbeiten gehen wollten. Das Gleichberechtigungsgesetz vom 3. Mai 1957 sorgte endlich für mehr Gerechtigkeit.

Komplettes Manuskript zum Beitrag:
"Männer und Frauen sind gleichberechtigt" heißt es im Artikel 3, Absatz 2 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Es gilt seit 1949.
"Gleichberechtigung heißt, dass Männer und Frauen die gleichen Rechte haben. Im Beruf, dass wenn die den gleichen Job haben, dass die genau gleich bezahlt werden, im Haushalt, dass der Mann halt mal kocht, die Frau kocht, dass der Mann halt mal putzt, die Frau putzt und so, und dass die Kinder, Mädchen und Junge gleich viel Taschengeld kriegen."
"In jedem Bereich des Lebens: Auf der Arbeit, im Sport, Schule, bestimmte Berufswahl, dass man die treffen kann, wenn man will, jeder kann das machen, wenn man sich dafür anstrengt, wenn man sich dafür einsetzt, das ist völlig egal, was man für ein Geschlecht ist."
Die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Junge und Mädchen erscheint uns heute in den meisten Familien selbstverständlich:
"Es heißt jetzt nicht nur, weil meine Mutter eine Frau ist, kocht sie immer. Meine Mutter ist nicht so oft da und mein Vater arbeitet zu Hause und der kocht halt immer."
Vater und  Sohn beim Pizzabacken
Ein Vater und sein Sohn bereiten gemeinsam Pizza zu.© imago / Westend61

Rückblick in die 50er-Jahre

Doch das war nicht immer so. Dass Frauen arbeiten gehen und Männer am Herd stehen, war lange Zeit undenkbar. Unglaublich, aber wahr: Männer galten vormals als klüger und fähiger, außer, wenn es um "Frauenarbeiten" wie Kochen, Waschen, Putzen und Kinderhüten ging. Noch vor etwa 60 Jahren sah es hierzulande mit der Gleichberechtigung gar nicht gut aus:
"Sugar, Sugar Baby, Sugar, Sugar Baby, sei doch bitte lieb zu mir! Sugar, Sugar Baby, Sugar, Sugar Baby, dann bleib ich bei dir"
War aus dem umworbenen "Sugar Baby" eine Ehefrau geworden, hatte allein der Mann das Sagen. Ohne sein Einverständnis durfte die Frau weder einen Beruf ergreifen noch ein Konto eröffnen oder einen Kredit aufnehmen. Hatte sie ein Vermögen mit in die Ehe eingebracht, konnte ihr Mann von nun an darüber verfügen.
Als "Familienoberhaupt" und "Herr im Haus" hatte der Mann auch die "elterliche Gewalt" über die Kinder. In allen Angelegenheiten des Lebens besaß er ein "Letztentscheidungsrecht".
Carl Weber: "Weshalb muss nun der Mann und soll nun der Mann diese Entscheidung treffen? Das entnehmen wir aus den ganzen Entwicklungen seit Jahrhunderten."
Am 3. Mai 1957 wurden diese Regelungen aufgehoben. Die Gleichberechtigung wurde endlich auch ins Bürgerliche Gesetzbuch geschrieben. Darin ist angegeben, wie das Grundgesetz im Alltag angewendet werden soll.
Das letzte Wort behielt zunächst allerdings noch der Mann. Erst zwei Jahre später wurde der sogenannte Stichentscheid vom Bundesverfassungsgericht, dem obersten Gericht der Bundesrepublik Deutschland, aufgehoben.
"Als Mädchen würde ich sagen, ich würde nicht gerne früher leben, in dieser Zeit, wo noch Frauen hinter den Männern waren."

Weichenstellung für weitere Gesetze

Das Gleichberechtigungsgesetz stellte die Weichen für viele weitere Gesetze, die die Gleichstellung von Männern und Frauen in unserem Land garantieren sollen. Doch bis zur tatsächlichen Gleichberechtigung ist es ein langer Weg. Bis heute werden Frauen benachteiligt – vor allem im Beruf. Viele verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen, obwohl sie die gleiche Arbeit tun, und in den Chefetagen sitzen hauptsächlich Männer. Die uralten Bilder und Vorstellungen lösen sich nur langsam auf.
"Ich glaube, wir sind die Generation, die von der davor laufenden lernt, es anders zu machen. Mein Opa oder meine Oma haben es wahrscheinlich anders gekannt, und unsere Eltern mussten sich erst daran gewöhnen und wir sind dann die Generation, die die Welt verändert. Männer und Frauen sind gleich. So. Kein Thema."