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Entdeckertag

Ab in die Wanne - Eine kleine Geschichte der öffentlichen Bäder

20:31 Minuten
Blick auf die Ausgrabungen der roemischen Thermen aus dem 3. Jh vor Christi neben Museum Musee Matisse auf dem Huegel von Cimiez in Nizza an der franzoesischen Cote d' Azur - Die Thermen gehoeren zu den besterhaltenen Ueberresten von Cemenelum.
So badetet mn früher © picture alliance / Johanna Hoelzl
Von Cornelia Seliger · 09.03.2018
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Die Geschichte der öffentlichen Bäder
Die Geschichte der öffentlichen Bäder in Europa beginnt bei den Griechen vor über 2500 Jahren. Die ersten von ihnen wurden im Schatten von Olivenbäumen in der Nähe der Palästren, der Ringerschulen, gebaut. Hüfthohe, auf einem Fuß montierte Brunnenschalen aus Ton, Marmor oder Bronze standen für die verschwitzten Athleten bereit. Frauen und Männer wuschen sich dort noch gemeinsam.
Die ersten Bäder der Griechen waren kalt, weil Ärzte und Gelehrte glaubten, warmes Wasser würde den Körper und den Charakter verweichlichen. Im berühmten Apollonheiligtum von Delphi befanden sich aufgehängte Marmorbecken mit Löwenmäulern. Auch aus ihnen schwappte nur kaltes Wasser auf die Schultern.
Laufe des 4. Jahrhunderts vor Christus entwickelte sich in Griechenland eine wahre Badekunst. Aus Felsgestein schlugen die Menschen Wannen, die kreisförmig oder nebeneinander standen und überdacht waren. Tiefere Wannen waren für Heilbäder bestimmt. Sie befanden sich in der Nähe heißer Quellen. Das griechische Wort thermòs bedeutet "heiß".
Mit warmem Wasser gelang es viel besser, sich den Sand und das Öl von der Haut zu waschen. Bald entstanden somit auch die ersten Dampfbäder, die in Kuppelbauten mit einer Lichtöffnung in der Decke angelegt wurden. Dort erhitzte man Steine oder Eisenstangen. Wurde Wasser darüber geschüttet entstand Dampf.
Die eher kleinen Badeanlagen der Griechen mit Räumen für Männer und Frauen wurden beheizt, besaßen Sitzbadewannen, Schwitzbäder und offene Becken. Die Bäder waren mit Mosaiken verziert und der Boden mit Bimsstein gepflastert. So verbrannten sich die Menschen nicht die Füße. Sie badeten täglich mehrere Stunden vor dem Abendessen zusammen, säuberten sich mit Seife aus Salpeterpulver, Asche und Ziegenfett, ließen sich massieren, unterhielten sich und zeigen vor allem ihre athletischen Körper. Den Griechen war die Schönheit am wichtigsten.
Die Römer übernahmen von den Griechen das warme Bad, weil es ihnen auch um Sauberkeit ging. Beinahe noch wichtiger aber war das Vergnügen. Anfangs waren die Badehäuser eher klein und schmucklos. Der Besuch kostete Eintritt. Aber je reicher und größer das römische Reich wurde, desto imposanter wurden auch seine Badeanlagen. Die sogenannten Kaiserthermen entstanden, so groß wie Paläste voller Luxus: überall weißer Marmor, Becken mit gedrechselten Füßen, Wasserfälle, stuckverzierte Wände. Die Kaiser ließen sie bauen, um sich beim Volk beliebt zu machen. Sie trugen meistens ihre Namen. Der Eintritt war frei oder so gering, dass ihn sich jeder leisten konnte.
In den öffentlichen Thermen wurde viel gestohlen und es war sehr laut. Es trafen sich Arme und Reiche, Händler, Schauspieler, Wahrsager, Kinder, Schriftsteller, Politiker, Diebe, Sklaven und feine Leute. Frauen und Männer badeten meistens getrennt
Die größten öffentlichen römischen Thermen hatten Platz für tausend bis dreitausend Menschen. Sie waren außerdem Meisterwerke der Ingenieurskunst. Eine Warmluftheizung, die mit Hilfe von Hohlräumen in den Wänden und im Fußboden funktionierte, brachte die wohlige Temperatur. Diese moderne Fußbodenheizung nennt sich Hypokaustum. Riesige brückenartige Bauwerke, die Äquadukte, transportierten Unmengen von Wasser in die Thermen.
Mit dem Niedergang des römischen Reiches wurde das gemeinsame Baden ganz vergessen und erst im frühen Mittelalter wieder entdeckt. Vor ungefähr 800 Jahren brachten Kreuzfahrer die Badekultur aus den islamischen Ländern nach Europa.
Öffentliche Schwitzbäder mit Blütenaufgüssen aus einem Sud von Kamille, Holunder oder Rosmarin bereiteten großes Vergnügen. Alle waren nackt. Nur die Frauen trugen einen Kopfputz. Sie badeten zusammen in großen Bottichen mit Baldachindächern, damit der Dampf nicht entweicht. Manchmal wurde einfach nur ein Brett über die Zuber gelegt und schon entstand eine lange Tafel zum Speisen und TrinkenDas Wasser für die mittelalterlichen Badestuben wurde im Keller mit Öfen erhitzt und durch Holzrohre geleitet. Der Beruf des Baders kam auf. Er war der Pächter oder der Besitzer der Badestube und hatte viele Aufgaben. Er war Friseur, Wundarzt, Masseur und Unterhalter. Knechte und Mägde halfen ihm.. Dazu wurde die Laute gespielt.
Zu den öffentlichen Bädern gehörten Sammelbecken, Holzzuber zum Sitzen und eine Art Sauna. In den meisten Badehäusern vergnügen sich Männer und Frauen getrennt, manchmal nur durch einen Zaun oder ein Gitter. Sie waren auch nicht mehr ganz nackt. Die Frauen trugen Hemdchen und die Männer Unterhosen. Es gab sogar Bäder die nur für Frauen bestimmt waren. Badediener zogen morgens singend und musizierend durch die Straßen um zu verkünden, dass jetzt das Wasser warm sei.
Im 16. Jahrhundert galt das gemeinsame Baden als lasterhaft und unsittlich. Die Kirche verurteilte die Nacktheit der Körper. Baden wurde zum überflüssigen Luxus erklärt. Zu dieser Zeit verbreiteten sich Seuchen, wie z.B. die Pest. Die Badestuben wurden geschlossen. Die Ansteckungsgefahr war zwar tatsächlich hoch, aber die Ärzte glaubten, dass Baden grundsätzlich schädlich sei. Körperpflege ohne Wasser war angesagt. Der reiche Adel wechselte lieber seine Kleider, puderte und paErst im 18. Jahrhundert dachten die Menschen in Europa wieder an Hygiene. Besonders in den rasant wachsenden Städten, wo viele Menschen auf engstem Raum zusammenlebten, war Sauberkeit wichtig. Für wenig Geld konnten die einfachen Menschen in den öffentlichen Bädern sich und ihre Wäsche waschen. Besonders in Deutschland wurden städtische Wannen- und Brausebäder gebaut, die billiger waren als Schwimmbäder.
Ein Kakadu-Feature von Cornelia Seliger