Viel Spaß
Die Geschichte der Schallplatte

Eine Scheibe Musik

05:34 Minuten
Eine Schallplatte wird in einem Musikfachgeschäft in Hannover (Niedersachsen) auf einem Plattenspieler abgespielt.
Die Schallplatte ist die Mutter der CD. © picture alliance / dpa / Foto: Christoph Schmidt/dpa
Von Jessica Zeller · 04.09.2018
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Heute ist Musik immer und überall verfügbar und wir finden das ganz normal. Doch das Verfahren der Tonaufzeichnung ist noch nicht einmal 150 Jahre alt. Alles begann mit einer schwarzen Scheibe aus Läusekot.
In der wundersamen Reise des genialen Freiherrn von Münchhausen erzählt dieser vor über 200 Jahren die Geschichte vom eingefrorenen Posthorn. Als das Horn in der warmen Stube auftaute, ließ es die in eisiger Kälte hineingeblasenen Töne wieder frei.
Genau genommen wäre dieses Posthorn, wenn es dies gegeben hätte, die erste Tonaufzeichnung gewesen. Doch wie alle Geschichten des Freiherrn von Münchhausen, ist auch dieser Bericht leider erfunden.
Die erste Tonaufzeichnung muss daher anders datiert werden. Erst am 18. Juli 1877 gelang es dem Erfinder Thomas Alva Edison zum ersten Mal, die menschliche Stimme einzufangen und wiederzugeben. Er benutzte eine mit einer Nadelspitze versehene Membran, die er über einen mit Paraffin überzogenen Papierstreifen zog. Er sprach dabei laut das Wort "Hello" in die Membran. Als er die Nadel erneut über den Papierstreifen zog, konnte er leise das zuvor Gesprochene hören.

Töne aus der Rille

Der deutsche Auswanderer Emil Berliner entwickelte nach diesem Prinzip 1888 in den USA die Schallplatte aus Hartgummi. Sie wurde mit einem Grammophon abgespielt. Eine Nadel glitt durch eine Rille in der sich drehenden Schallplatte. Die so abgespielten Töne wurden wiedergegeben und über einen großen Trichter verstärkt.
Ein altes Grammophon mit grünem Trichter
Das Grammophon - der Urahn des Schallplattenspielers© picture alliance / Ulrich Baumgarten
1897 kamen die ersten Schellackplatten auf den Markt. Schellack ist ein ganz besonderer Lack. Er enthält Ausscheidungen einer ganz bestimmten Blattlaus, die es in Indien gibt. Und dieser Läusekot wurde mit Gesteinsmehl, Ruß und Pflanzenfasern zu einem Kloß vermischt. Dieser wurde dann in eine Presse gelegt. Mit einer Kopiervorlage wurde jede Platte einzeln gepresst.

Vinyl löst Schellack ab

Weil Schelllack ziemlich teuer war – man brauchte ja auch die entsprechende Anzahl an Läusen – erfand man bald den Kunststoff Vinyl. Die Produktion verbesserte sich. Ein weiterer Vorteil: Auf die großen Vinylplatten, auch LP (für Englisch "long play"), passte auch mehr Musik. Waren es bei einer Schellackplatte noch maximal zwei oder drei Minuten pro Seite, konnte man auf einer LP bis zu einer halben Stunde hören.
Musik auf Vinyl boomt: Zu sehen ist die Beatles Platte "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band".
Musik auf Vinyl boomt: Zu sehen ist die Beatles Platte "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band".© picture alliance / Daniel Kalke
Ab dem Jahr 1926 stand mit der Erfindung der Röhren und elektrischer Wandler der erste Verstärker zur Verfügung. Nun musste man die Schallwellen nicht mehr durch einen Grammophontrichter verstärken, sondern konnte auf das wesentlich effektivere elektrische Aufnahme- und Wiedergabeverfahren umsteigen.

Auf die Schallplatte folgte die CD

Von nun an war der Siegeszug der Schallplatte nicht mehr aufzuhalten. Jahr für Jahr wurden mehr schwarze Scheiben gepresst. Der Rekord waren 74 Millionen verkaufte Schallplatten im Jahr 1985. Doch dann ging es bergab, denn die digitale CD, die Compact-Disc, war auf den Markt gekommen.
Bereits Anfang der 1990er verkündeten die wichtigsten Konzerne der Musikindustrie gemeinsam den "Tod der Schallplatte". Fortan wurde nur noch auf die Audio-CD gesetzt, es folgten MP3 und dann das Streamen von Musik aus dem Internet.

Musikfans lieben Platten immer noch

Und dennoch hat die klassische Schallplatte überlebt. Noch immer werden die schwarzen Scheiben hergestellt und verkauft, noch immer lieben es Musikfans, ihre Platten auf dem Plattenspieler abzuspielen.
Und einen Vorteil hat eine Schallplatte zudem: Bei richtiger Lagerung ist sie nahezu unbegrenzt haltbar.
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(Thomas Fuchs)