Viel Spaß
Die Brüder Humboldt

Reiselust und Wissensdurst

20:00 Minuten
Denkmäler: Alexander (r.) und sein Bruder Wilhelm von Humboldt vor der Humboldt-Universität in Berlin.
Zwei Denkmäler: Alexander (r.) und sein Bruder Wilhelm von Humboldt vor der Humboldt-Universität in Berlin © picture-alliance / Wolfram Steinberg
Von Regine Bruckmann · 28.06.2019
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Sie wollten vor 200 Jahren die Welt erkunden und verändern. Alexander bereiste als Forscher die halbe Welt. Wilhelm wurde Wissenschaftler und gründete die Berliner Universität. Aber wie haben sie ihre Kindheit verbracht?
Die beiden schlauen Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt verbringen ihre Kindheit im 18. Jahrhundert in einem kleinen weißen Schloss in Berlin. Ihr Vater ist Offizier am Hofe des preußischen Königs. Die beiden Brüder werden von Hauslehrern unterrichtet und müssen sehr viel lernen.
Der zwei Jahre ältere Wilhelm ist sehr fleißig und interessiert sich für Sprachen. Er kann mit 13 schon fließend Latein, Griechisch und Französisch sprechen. Alexander dagegen gilt als Sorgenkind. Er ist verträumt und will lieber im Wald spielen.
Als Junge liest Alexander gerne Abenteuerbücher und Geschichten von Expeditionen rund um die Welt. Später sagt er: "Ich hatte seit meiner ersten Jugend den glühenden Wunsch nach einer Reise in entfernte und von Europäern wenig besuchte Länder." (Alexander von Humboldt)
Nach dem Tod der Mutter erbt der junge Alexander ein kleines Vermögen. Endlich verfügt er über das Geld, eine große Expedition zu machen. Alexander macht sich auf den Weg: Überwiegend zu Fuß überquert er die Alpen und erhält nach schwierigen Verhandlungen vom spanischen König in Madrid einen Forscherausweis – die Genehmigung, die spanischen Kolonien in Südamerika zu besuchen.
Endlich ist es so weit: Am 5. Juni 1799 stechen er und sein französischer Freund Aimé Bonpland in der spanischen Hafenstadt La Coruña mit einem Postschiff in See in Richtung Südamerika. 5 Jahre lang werden sie unterwegs sein.
Alexander und Aimé segeln mit dem Postschiff über den Atlantik. Den ersten Stopp machen sie bei den Kanarischen Inseln auf der Insel Teneriffa. Die Insel ragt wie ein riesiger Berg aus dem Meer auf.
Alexander und sein Freund Aimé sind mit dem Schiff von Teneriffa aus mehrere Wochen lang unterwegs. Als ein Fieber ausbricht, erkranken viele Männer der Besatzung daran. Nach 41 Tagen erreichen sie schließlich Cumaná, eine Hafenstadt im heutigen Venezuela.

Dort gibt es viele exotische Tiere: Pelikane, Papageien und Albatrosse. Alexander und Aimé klettern auf die Berge, wo ihnen Kakteen und Klapperschlangen begegnen. Sie fahren mit dem Kanu auf Flüssen, wo sie sich vor gefährlichen Krokodilen in Acht nehmen müssen. In seinem Buch "Tierleben" schildert der Weltreisende eine gefährliche Begegnung: "Zu Uritucu sahen wir ein 18jähriges Mädchen von einem Krokodil am Arm gepackt. Die junge Indianerin besaß Herzhaftigkeit genug, ihr Messer mit der andern Hand aus der Tasche zu ziehen, und dem Ungeheuer damit so viele Stöße in die Augen zu versetzen, daß sie es fahren ließ, ihr aber den Arm unter der Schulter abbiss." (Alexander von Humboldt)

Während Alexander auf großer Reise ist, wird sein Bruder Wilhelm Diplomat in Rom. Alexander ist durch seine Reisen und Forschungen in der Natur berühmt geworden. Wilhelm hatte sein eigenes Forschungsgebiet: "Der hat Sprachen gesammelt. Wie kann man Sprachen sammeln? Naja, man sammelt Wörter, man studiert, und zwar ganz ferne Sprachen, auch von Ländern, in denen er nie war, und das hat ihn sehr beschäftigt." (Rüdiger Scharper)
Als Wilhelm preußischer Gesandter in Rom ist, bewundert er die ebenmäßigen, griechischen und römischen Statuen aus Marmor, die er dort findet. Und weil er möchte, dass auch andere Menschen die Möglichkeit haben, diese perfekten Kunstwerke kennenzulernen, kauft er einige, bringt sie nach Berlin in sein Schloss und zeigt sie dort seinen Freunden und Gästen. Außerdem er lässt aus Gips exakte Kopien anfertigen. Im Schloss Humboldt kann man dieses kleine Privatmuseum heute noch besichtigen.
Als Alexander wieder zurück in Berlin ist, hält er Vorträge über seine Reisen: Ganz ohne moderne Hilfsmittel wie Mikrofon und Powerpoint, nur gestützt auf seine Erfahrungen, die er seinen Reisetagebüchern festgehalten hat.
Wilhelm von Humboldt wird Minister für Kultur und Unterricht in Berlin. Er ist einer der gelehrtesten Menschen seiner Zeit und setzt sich dafür ein, dass alle Kinder eine gute Bildung erhalten.
Auf Wilhelm von Humboldts Initiative hin werden zum ersten Mal überhaupt Lehrer vom Staat ausgebildet und nicht wie bis dahin von der Kirche. Und er gründet 1809 die Universität in Berlin, die heute seinen Namen trägt: Humboldt-Universität.
Über 200 Jahre ist das immerhin her. 2020 wird in Berlin das Humboldt-Forum eröffnet: Ein großer Veranstaltungsort und ein Museum, in dem Ausstellungsstücke aus aller Welt präsentiert werden, Funde aus Südamerika, Südostasien oder Afrika. Sie erzählen Geschichten über weit entfernte und untergegangene Kulturen. Auch wenn sie nicht von Alexander von Humboldt nach Deutschland gebracht wurden: Er hätte sich für sie interessiert!