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Der Alltag im Gefängnis

Wie lebt man im Knast?

04:42 Minuten
Zu sehen ist das umgebaute Gefängnis mit roten Backsteinen von der Straße aus.
Statt Gefängnisinsassen wohnen in diesem umgebauten Gefängnis nun Familien. © Christoph Richter
Von Annette Bäßler · 08.04.2019
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Wer ein Verbrechen begeht, steht irgendwann vor Gericht. Und wenn ein schweres Verbrechen begangen wurde, so landet der Mensch für eine gewisse Zeit im Gefängnis. Oder im Strafvollzug, wie es offiziell heißt, oder Knast, wie man umgangssprachlich sagt.
Ein "Gefängnis ist eine kleine, in sich abgeschlossene Welt, kann man sagen, in der Menschen leben, die Mist gebaut haben, größeren oder kleineren, und dafür bestraft werden, bewacht werden, und im Idealfall in der Zeit lernen, wie sie künftig oder in Zukunft anders leben und das vielleicht nicht mehr machen.", so beschreibt Michaela Kempen eine Haftanstalt. Sie ist Sozialpädagogin und betreut Frauen die ins Gefängnis müssen, vor und nach ihrer Haftstrafe.
Das Leben im Gefängnis ist sehr anders, als das Leben in Freiheit. Und es ist wirklich niemanden zu wünschen, dass er ins Gefängnis muss.
Doch warum muss ein Mensch überhaupt ins Gefängnis?
Das lässt sich so erklären: Als Kinder müssen wir vor allem auf unsere Eltern hören. Je älter wir aber werden, desto mehr Freiheiten bekommen wir. Irgendwann dürfen wir dann selbst entscheiden, wann wir ins Bett gehen oder wann wir uns mit wem nach der Schule verabreden und was wir dann tun. Wir haben dann mehr Freiheiten und dürfen tun und lassen, was wir wollen, solange wir nicht gegen Gesetze verstoßen.
Denn es sind Gesetze, die unser Zusammenleben mit anderen regeln. Gesetze sollen dafür sorgen, dass wir frei leben können, ohne dass uns oder anderen geschadet wird. Gesetze sollen verhindern, dass uns jemand betrügt, bedroht, verletzt oder uns etwas wegnimmt. Wer das trotzdem tut, wird verurteilt und muss unter Umständen sogar ins Gefängnis.
Das heißt dann Freiheitsstrafe, weil einem die Freiheit genommen wird. Ein zur Freiheitsstrafe verurteilter Mensch darf nicht mehr selbst entscheiden, was er tun oder lassen möchte.
Die Gesetze gelten nicht nur für Erwachsene, auch Heranwachsende müssen sich an Gesetze halten, sonst droht auch ihnen Strafe. Wobei für Kinder und Jugendliche andere Gesetze gelten, das Jugendstrafrecht und das Jugendgerichtsgesetz beispielsweise, denn sie sind ja noch nicht erwachsen.
Generell sind junge Menschen erst nach Vollendung des 14. Lebensjahres schuldfähig. Vorher, so sagen die Gesetzgeber, haben Kinder noch gar nicht die Fähigkeit, das Unrecht einer Tat einzusehen. Und wenn sie nicht wissen, was sie tun, dann dürfen sie dafür nicht bestraft werden.
Aber auch nach Vollendung des 14. Lebensjahrs kommen Heranwachsende nur sehr selten ins Gefängnis. Es soll vielmehr erzieherisch wirken, weitere Strafen sollen verhindert werden und den Jugendlichen soll eine zweite Chance gegeben werden. Sie sollen lernen Teil unserer Gesellschaft zu sein, ohne Regeln zu brechen und anderen zu schaden.
Manchmal verurteilt das Gericht die Jugendlichen dazu, dass sie Kurse besuchen müssen, in denen sie lernen, sich wieder besser zu verhalten. Dort lernen sie dann Konflikte ohne Gewalt zu lösen oder ihre Wut zu kontrollieren. Manchmal müssen sie auch eine bestimmte Anzahl von Stunden mit Arbeit in sozialen Einrichtungen verbringen. Sie müssen dann zum Beispiel im Altersheim Müll aufsammeln oder Teller Spülen. Es kommt vor, dass sie dann mit einem Sozialarbeiter über ihr Verhalten sprechen müssen. Manchmal müssen sie auch nur eine Strafe zahlen, als Warnung.
Wenn es dann doch zu einer Haftstrafe kommen sollte, so heißt das bei Jugendlichen Jugendarrest. Die Verurteilten dürfen dann zwar noch zur Schule, müssen aber ihre freie Zeit nach der Schule oder am Wochenende im Gefängnis verbringen. Jugendliche dürfen maximal zehn Jahre im Gefängnis verbringen.
Außerdem an diesem Montag zu hören:
"W.Woolworth - der Erfinder des Kaufhauses starb vor 100 Jahren", ein Kalenderblatt von Maria Riederer.