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Entdeckertag

Käthe Kruse - Die berühmteste Puppenmacherin der Welt

Von Kati Obermann · 21.07.2017
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Mit Ihren lebensechten Puppen eroberte sie die Welt. Käthe Kruse - Die Erfinderin der Käthe-Kruse-Puppen.
Als Käthe Kruse lebte, damals vor über 100 Jahren, sahen die Puppen, die es zu kaufen gab, anders aus als heute. Es waren Puppen, die aussahen wie feine Damen – mit Köpfen aus kaltem, harten Porzellan. Völlig ungeeignet zum Spielen. Denn Porzellan war zerbrechlich. Aber ohnehin waren Puppen damals nur ein Spielzeug für wohlhabende Kinder.
Aber dennoch wollte Käthe Kruse, dass auch ihre Tochter eine Puppe zum Spielen bekam. Doch das Geld für eine teure Porzellanpuppe hatten sie und ihr Mann Max nicht. Zudem fand sie, dass eine Puppe eigentlich weich sein sollte, damit die Kinder damit spielen konnten, ohne dass sie sich verletzten. Warm sollt sie sich anfühlen, kuschelig sollte sie sein und mit Stoff überzogen, damit man sie mit ins Bett nehmen konnte.
Doch weil es derartige Puppen nicht gab, entschloss sich Käthe Kruse selbst so eine Puppe zu entwerfen. Die erste Entwürfe gingen schief, doch im Jahr 1910 war es dann soweit: Käthe Kruse hatte endlich eine Puppe gestaltet, die ihr richtig gut gefiel. Der Kopf war aus Pappe und Wachs, mit einem Körper aus Stoff, gestopft mit Rentierhaar. So war die Puppe zwar fest, aber nicht hart. Und – was Käthe Kruse besonders mochte – sobald man sie in der Hand hielt, wurde sie warm. Und was zudem besonders an diesen neuen Puppen war, sie hatten Kindergesichter.
Diese niedlichen Puppen-Kinder trafen genau den Geschmack der Zeit.
Warum eigentlich, fragten sich die Spielzeughändler plötzlich, hatte nicht schon längst jemand Puppen mit Kindergesichtchen und weichen Körpern gemacht? Und mit einem Mal war Käthe Kruse eine gefragte Frau. Aus alle Welt trudelten Bestellungen bei Familie Kruse ein. Als dann sogar ein Telegramm aus New York eintraf, man wolle 150 Kruse-Dolls – also Kruse-Puppen, wurde Käthe langsam klar, dass sie eine Marktlücke entdeckt hatte.
Die Familie zog von Berlin nach Bad Kösen um, einer kleinen Stadt im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt, mietete dort Räume an und gründetet eine Puppenmanufaktur.
Die Produktion blühte. Bald schon waren Käthes Puppen, das Schlenkerchen und das Träumerchen, Friedebald oder das Mimerle in ganz Deutschland bekannt – auch wegen ihres einzigartigen Erkennungsmerkmals: einem Stempel und einer Nummer unter dem linken Puppen-Fuß.
Eine Mitarbeiterin der Manufaktur des Deutschen Unternehmens Käthe Kruse GmbH arbeitet am 29.01.2014 in Nürnberg (Bayern) während der 65. Internationalen Spielwarenmesse an einer Puppe. Die weltweit größte Spielwarenmesse dauert vom 29. Januar bis 3. Februar. Foto: Daniel Karmann/dpa | Verwendung weltweit
Eine Käthe-Kruse-Puppe wird frisiert.© dpa
Zeitweilig arbeiteten 120 Frauen in der Fabrikation – streng beäugt von Käthe Kruse. Alles an ihren Puppen war reine Handarbeit – selbst die Kleidchen wurden von extra Näherinnen für die Püppchen gefertigt. Am aufwendigsten aber waren nach wie vor die Köpfe. Käthes Puppen trugen nämlich echte Haarperücken auf dem Kopf. Und die mussten von Hand geknüpft werden. Zwei bis drei Härchen wurden mit einer Art Häkelnadel durch ein Stück Seide gezogen und festgeknüpft – solange bis ein voller Haarschopf entstand. Vier bis sieben Stunden saßen die Frauen an einer Perücke. Doch von Maschinen wollte Käthe nichts wissen.
Aber Käthe Kruse hat nicht nur für Kinder Puppen gefertigt. Immerzu hatte sie neue Ideen und so entwickelte sie zum Beispiel bald auch Schaufensterpuppen und Lehrbabys für Krankenschwestern.
Es folgt eine schlimme Zeit: der zweite Weltkrieg. Als endlich wieder Frieden herrscht, soll ihre Werkstatt in Bad Kösen enteignet werden – und so packe sie mit 67 Jahren nochmal ihre Sachen und gründete im schwäbischen Donauwörth eine neue Fabrik. Bis heute werden dort Käthe-Kruse-Puppen hergestellt. Und bis heute lieben besonders die Mädchen diese Puppen.
84 Jahre ist Käthe Kruse alt geworden – ihr Name ziert unzählige Puppen-Fußsohlen und ist bis heute weltbekannt. Aber davon hat sie nie etwas wissen wollen.
"Das Ziel berühmt zu werden und eine große Frau zu werden, hatte ich nie. Mit Verstand hab ich ohnehin das allerwenigste erreicht im Leben. Bei mir war sowieso immer nur das Herz die Triebfeder – die Liebe." Käthe Kruse
Käthe Kruse, geboren am 17. September 1883 in Dambrau, Landkreis Falkenberg O.S., Schlesien, starb am 19. Juli 1968 in Murnau am Staffelsee